Visit vun der DP3MM an der DP3EE am Konzentratiounslager Natzweiler Struthof

„Wie konnte das passieren?“

-(Bild: Pierre Chenet)-

Heute schreiben wir den 11. März 2022. Es ist Freitag, 7:30 und wir, die Schüler der DP3MM und DP3EE und unsere Lehrer Frau Borgia, Herrn Muttesch und Herrn Bonert treten jetzt gemeinsam eine emotionale Reise ins Elsass an.

 

Nach 3-stündiger Hinfahrt über die A3 und etlichen Serpentinen, entlang malerischer Landschaften und Bergen findet der Bus dann sein Ziel und stellt sich auf einen fast menschenleeren Parkplatz. Im Bus sitzend und wartend, nichtahnend, was auf einen zukommen wird, sind wir von der pittoresken Schönheit der Landschaften so beeindruckt, dass wir den wahren Grund für die Reise für einen kleinen Moment vergessen: Dann aber die Gewissheit.

Vor dem Aussteigen noch die mahnenden Worte: „Wir betreten jetzt eine geschützte Gedenkstätte, ein Ort an dem Gewalt und Tod herrschte, zeigt bitte den nötigen Respekt!“

Und obwohl im Unterricht bereits vorab literarische Texte behandelt wurden, die von der Brutalität der Nazis zeugten und von den unzähligen Konzentrationslagern berichteten, in denen Millionen von Menschen ihr Leben ließen, spüren wir bereits bei der Ankunft den eisigen Wind, der das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof frostig anhaucht.

Und dann ist es so weit: Nach einem 10-minütigen Dokumentarfilm über die Grausamkeiten der Nazis, und eine Ausstellung über die Konzentrationslager in Deutschland, stehen wir nun vor dem beeindruckenden Holztor mit der Inschrift „Konzentrationslager Natzweiler-Struthof“.

Es herrscht absolute Stille… man hat das Gefühl, keiner traut sich zu atmen. Ist es der eiskalte Wind, der uns das Atmen nimmt, oder spüren wir zum ersten Mal, wie die Gefühle und Eindrücke uns übermannen?

Eine ehemalige Baracke fungiert heute als Ausstellungsort, es ist ein kleingeräumiges Museum mit Erinnerungen an die Menschen, die hier ihr Leben ließen, aber auch Bilder und Gesichter des personifizierten Todes. Bilder, immer wieder, und Eindrücke, und Fragen über Fragen. Unsere Anteilnahme ist groß: Mitgefühl, Trauer, Wut und Unverständnis über die Gräueltaten dringen in unsere Gedanken ein.

Dann der Gefängnistrakt! Die „Fosse aux cendres“, Gedenktafeln, Steine, die den Schriftzug „Ossa humiliata” bilden, Krematorium, Gaskammer!

Wir gehen den „Chemin des déportés” – einige von uns sind müde, erschöpft, die Beine und das Herz werden schwer. Wir können nur erahnen, wie es den Menschen hier an diesem schrecklichen Ort ergangen ist. Wir sind zutiefst berührt, und immer wieder hallt die wiederkehrende Frage im Hinterkopf: „Wie konnte das passieren?”.

-(Bild: Romain Feierstein)-